Freitag, 24. Januar 2014

Reif für die Insel



Es gibt Tage, da sollte man besser sein Bett nicht verlassen. Letzten Montag war so ein Tag für den Schreiber dieser Zeilen. Ausgerechnet an jenem Tag, als wir die grossstädtische Hektik der vergangenen Aufenthaltsorte endlich gegen die unbeschwerte Ferienstimmung auf der Insel Ilha da Tinharé eintauschen wollten.
Erstes Corpus Delicti: unser mindestens 25 Kilo schwerer Rollkoffer. Zuerst fährt er dem Taxichauffeur über den Fuss, dann fällt er dem Schreibenden auf den zweiten linken Zeh. Der Taxichauffeur mit Halbschuhen kam glimpflich davon, der Schreibende in Flipflops hingegen hat einen arg gequetschten Zeh mit abgerissenem Nagel – ein Fall für die Notfallstation in Gamboa, dem zweitgrössten Ort auf der paradiesischen Tropeninsel. Täglich Verband wechseln lassen und 10 Tage kein Wasser! Und das ausgerechnet hier, wo wir erstens vor allem baden wollten und zweitens sowohl nach Gamboa wie in den Hauptort Morro de Sao Paulo immer rund 20 Minuten zu Fuss gehen müssen. Taxis oder Busse gibt es auf dieser verkehrsfreien Insel nur auf einer Route: zwischen Morro und dem Flugplatz.

Zweites Corpus Delicti: die Speicherkarte unseres kleinen Pocket-Fotoapparates. Wegen der Fussverletzung hat der Schreibende und Fotografierende zur Dokumentation unserer Ankunft mit dem Katamaran von Salvador im Hafen von Morro sowie des Transfers von Morro zu unserer Unterkunft mit einem kleinen Taxiboot auf das handlichere Knipsgerät zurückgegriffen. Doch die Fotos liessen sich nicht mehr komplett auf den Computer runterladen. Erst eine Neuformatierung der Speicherkarte sorgte für Abhilfe, doch damit waren die Bilder unserer Ankunft endgültig weg. Wir werden bei nächster Gelegenheit die verlorengegangenen Motive nachschiessen und hier zeigen.


Drittes Corpus Delicti: ein dreiteiliges Klappfenster im Badezimmer unserer schön gelegenen, aber schon sehr rustikalen und insgesamt ziemlich renovationsbedürftigen Unterkunft (ohne Klimaanlage, ohne Ventilator, ohne Mikrowelle, ohne Kaffemaschine, vorerst ohne Internetverbindung und grösstenteils auch ohne Handyempfang). Das Teil liess sich nicht richtig schliessen, als pünktlich um fünf Uhr nachmittags der grosse Moskitoangriff einsetzte. Beim Nachhelfen mittels eines sanften Faustschlages ging die Scheibe in Brüche, was dem Schreibenden gleich nochmals zwei, allerdings harmlose, Schnittverletzungen bescherte.















Wie sich später herausstellte, ist der Kampf gegen die Mücken hier aber ohnehin ein verlorener. Draussen wie drinnen ist alles verseucht. Der einzige einigermassen mückenfreie Raum sind die Betten unter den Moskitonetzen.






Somit waren wir erst recht reif für die Insel. Soviel Pech lässt sich nur mit einem Caipirinha runterspülen. Das tropische Blümchen gabs obendrein als Dekoration. Immerhin funktioniert in der benachbarten Pousada mittlerweile das Internet wieder, und damit sind auch wir wieder online. Prost!

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