Sonntag, 29. Dezember 2013

Notlösung

Unterdessen sind wir weiter südwärts nach Recife gefahren. Hier werden wir den Jahreswechsel aussitzen. Kein leichtes Unterfangen. Bereits in der Planungsphase letzten Sommer war es kaum möglich, über diese Zeit irgendwo eine bezahlbare Unterkunft zu reservieren. Und diese wurde uns vom Vermieter vor rund einem Monat auch noch kurzfristig aufgekündigt – angeblich wegen eines Wasserschadens. Nur mit Mühe und Not fanden wir in der Folge Ersatz. Eine Notlösung!


Zwar wiederum direkt am Meer. Aber das Appartement befindet sich nur im 1. Stock, hat keinen Balkon, liegt nicht zur Beachfront und hat nur Fenster zu beiden Seiten hin.









Zudem hat sich hier ein Designer regelrecht ausgetobt. Die Funktionalität, zum Beispiel in der flurartigen Küche, blieb komplett auf der Strecke. Und die Küchengeräte funktionieren zum Teil nicht mehr.








 
Kommt dazu, dass wir uns hier in Recife, anders als an den bisherigen Orten, nicht sicher fühlen. Die Bevölkerung ist hier sehr schwarz dominiert, zwischen den Appartement-Hochhäuser klaffen Bauruinen, die von Obdachlosen frequentiert sind, und man wird an Rotlichtern und auf Supermarkt-Parkplätzen zum Teil recht aggressiv angebettelt. Im Gegensatz zu Fortaleza, das seinem kriminellen Ruf heute mit einer massiven Polizeipräsenz entgegentritt, sieht man hier kaum Ordnungshüter.

Donnerstag, 26. Dezember 2013

Kontraste aus 4 Jahrzehnten



Badestrände vor Hochhauskulisse, das ist Natal heute.














Doch die Stadt an der Ostspitze von Brasilien hat eine mehr als 400 jährige Geschichte. In Sichtweite der 2007 eröffneten 1,7 Kilometer langen Newton-Navarro-Schrägseilbrücke
über die Mündung des Flusses Pontengi befindet sich das Fortaleza dos Reis Magos.

Das Fort der Heiligen drei Könige erbauten die Portugiesen 1598, um französische Seeräuber zu vertreiben. Mit dem Fort wurde auch der Grundstein für die Stadt Natal gelegt.









Auf der andern Seite der Stadt der Kontrast: Das seit 1965 bestehende Raumfahrtzentrum "Centro de Lançamento de Foguetes Barreira do Inferno", mit einem Startplatz für Höhenforschungsraketen.







Und wer noch vier Kilometer weiter nach Pirangi do Norte fährt, findet dort nicht nur weitere tolle Badestrände, sondern auch den grössten früchtetragenden Baum der Welt.
Richtig, was man auf diesen Bildern sieht, das ist EIN Baum, genauer gesagt ein Cajuero, ein Cashew-Baum. Der rund 110 Jahre alte Monster-Baum basiert auf einem zentralen Stamm, dessen Wurzeln rund 20 bis 25 Meter in den Boden reichen. Er verzweigt sich in Dutzende von Ästen, die bis zum Boden hinunterreichen und dort wiederum Tochterstämme bilden, deren Wurzeln rund einen bis zwei Meter tief wachsen. 




Das ganze Gebilde hat einen Umfang von rund 500 Metern und bedeckt eine Fläche von 8500 Quadratmetern.Wären rundherum nicht Strassen angelegt, welche das Riesenwachstum des Baumes – eine sehr seltene Anomalie – heute eindämmen, dürfte der Baum nach Schätzung von Experten möglicherweise bis 40'000 Quadratmeter gross werden. Jedes Jahr können rund 70'000 bis 80'000 Caju-Früchte, das sind ungefähr 2,5 Tonnen, geerntet werden.







Allen Sehenswürdigkeiten zum Trotz vergessen wir aber nicht, den Strand und die Sonne zu geniessen...

Sonntag, 22. Dezember 2013

Weihnachten in Weihnachten




Über Weihnachten haben wir unser Quartier in Weihnachten bezogen. Jawohl, denn die brasilianische Küstenstadt Natal heisst zu gut deutsch eben Weihnachten. Der Grund für diesen Namen: Der Ort an der Ostspitze von Brasilien wurde von den portugiesischen Eroberern am 25. Dezember 1599 gegründet. Wer nun aber einen beschaulich besinnlichen Ort hinter dem religiösen Namen vermutet, liegt falsch.


Natal ist einer der beliebtesten Badeorte Brasiliens, vergleichbar zum Beispiel mit Rimini in Italien. Sogar ein Strandrestaurant mit dem qualitätsvorgaukelnden Namen "Bistro du Suisse" darf nicht fehlen. Allerdings wird dort ebensowenig deutsch gesprochen wie französisch, und es gibt weder Fondue noch Röschti...






Unsere Unterkunft liegt in Ponta Negra am südlichen Ende des Stadtstrandes, die berühmte 107 Meter hohe Sanddüne Morro do Careca in Greifnähe. Früher Herausforderung für jeden Buggy-Fahrer, steht der Sandhügel mittlerweile unter Naturschutz und ist fürs Publikum gesperrt.







Jedes Mal wenn wir eine solche über www.airbnb.com gebuchte Privatunterkunft beziehen, ist es wie das Öffnen einer Wundertüte. Stimmt sie wirklich mit den Fotos im Internet überein, gefällt uns die Aussicht? Genügen uns Sauberkeit und Infrastruktur des Gebäudes, ist die Küche tauglich eingerichtet und das Bett einigermassen bequem?


Nun, auch das dritte Etablissement dieser Art auf der aktuellen Reise enttäuscht uns diesmal nicht. Für fehlende Kleinigkeiten haben wir mittlerweile Patentlösungen auf Lager. So ersetzen wir die überall fehlenden Eierbecher für unser geliebtes weich gekochtes Frühstücksei bereits routiniert durch eine leere WC-Papier-Kartonrolle, die wir in vier Scheiben schneiden.
Und um nicht in die Feiertagsfalle zu tappen, wie in früheren Jahren, haben wir unseren Kühlschrank bereits gut gefüllt. Wir wünschen aus Natal allen Bloglesern Feliz Natal – Frohe Weihnachten!

Freitag, 20. Dezember 2013

Spuren im Sand

Auf der dreitägigen Fahrt von Fortaleza nach Natal haben wir zwei paradiesische Örtchen entdeckt: Zum einen Canoa Quebrada, was soviel heisst wie "das zerbrochene Kanu".

Canoa Quebrada

Ein zwischen hohen Dünen gelegener Ort, an dem praktisch 360 Tage pro Jahr die Sonne scheint. Entdeckt in den 70 Jahren von den Hippies – die wussten immer schon, wo es auf dieser Welt am schönsten ist – hat sich Canoa Quebrada heute zum Touristenort gemausert, wo man dem Sonnenbaden, Kite-Surfen und Paragliden frönen oder mit einem guten alten Buggy quer über die Dünen heizen kann.




Oder wo man in einer der unzähligen Bars in der Broadway genannnten Fussgängerzone Caipirinhas schlürfen und hervorragende Fischgerichte geniessen darf. Erinnert etwas an Ibiza vor 30 Jahren, bevor es von den Jetsettern annektiert wurde.

Rund 300 Kilometer östlich liegt das Fischerdorf Caiçara do Norte mit einem der schönsten, weil flach abfallenden, weich sandigen und von eher kleinem Wellengang bestrichenen Strände der Nordküste. Doch auf dem Weg dorthin galt es einen navigatorischen Knackpunkt zu lösen. Unser Garmin-Navisystem wollte uns auf eine asphaltierte Zufahrtsstrasse führen, die es gar nicht gibt.
 


Wir hatten nun die Wahl zwischen einem weiten Umweg von rund 150 Kilometern oder einer Fahrt über Sandpisten quer durchs Buschland. Wir wählten letzteres... Ohne unsere Afrika-Erfahrung wäre das wohl ganz schön in die Hose gegangen.

 

 

 

Caiçara do Norte

Schliesslich wiesen uns aber die Windräder eines der hier zahlreichen Windkraftwerke den Weg zur Küste, wo wir schliesslich in Sichtweite des Leuchtturms Farol Sto. Alberto unsere direkt am Meer gelegene Unterkunft in der Pousada Paraiso Florido bezogen und hier vom Gastgeber nach Strich und Faden verwöhnt wurden.




Dienstag, 17. Dezember 2013

Mehr vom Meer










Vom 6. Stock unseres Appartementhauses direkt an der Praia de Iracema, da kriegt man was zu sehen... zum Beispiel einen Haufen Schrott im Meer. So liegen hier seit 1985 die Überreste des Supertankers Mara Hope.
Der über 200 Meter lange Gigant erhielt seinen Todesstoss zwar schon zwei Jahre früher in Port Neches (Texas), als ein Feuer im Maschinenraum ausbrach und 4 Tage lang nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Daraufhin sollte das Wrack nach Taiwan zur Verschrottung abgeschleppt werden. Doch der Schlepper erlitt Motorenschaden und musste in Fortaleza in die Werft. Derweil lag der manövrierunfähige Tanker draussen vor Anker, riss sich aber während eines Sturms los und trieb 1,5 Kilometer weit auf eine Sandbank, wo er nicht mehr loszukriegen war. Wer gut hinsieht, entdeckt auch noch die Krane des Frachters Seawind, der 2012 sank, nachdem er 11 Monate mit Motorschaden vor Fortaleza vor Anker lag, von der monatelang nicht entlöhnten Crew verlassen worden war und von der bankrotten bulgarischen Reederei nicht mehr repariert werden konnte.



Da gibt's auch was zu hören. Obwohl die mondänste Ecke des Stadtstrandes mittlerweile zwei Kilometer südostwärts gewandert ist (Bild rechts), gilt die bereits leicht marode Praia de Iracema als "in" bei Musik- und Kulturfans. So sind hier die Pirata-Bar und die Theater-Bierschenke Lupus-Bier (man beachte den deutschen Namen) angesiedelt. Und exakt während unseres Aufenthalts fanden hier die drei Nächte dauernden Noites Brasileiras mit Openair-Theater und -Musik gleich unter unseren Fenstern statt.



Schliesslich gibt's hier auch was zu essen. Im "a Tasca" zum Beispiel grillierte Shrimps für zwei für umgerechnet 12 Franken.








Und wenn einem die Stadt verleidet ist, dann fährt man kurzerhand ein paar Kilometer nordwärts nach Combuco, wo die Fischer noch mit abenteuerlichen Flachbooten auf den wilden Atlantik raussegeln, wo Einheimische noch mit dem Esel dem Strand entlang reiten, und wo Surffreaks Wind  und Wellen suchen, um dem Kite-Surfen zu frönen.