Donnerstag, 27. Februar 2014

Feuer frei!


Keine Angst, die Kanonen der Festung Copacabana werden nicht abgefeuert. Sie sind seit 1987 stillgelegt, und das "Forte de Copacabana" ist seither zu einem öffentlich zugänglichen Museum mutiert. Kernstück bilden die beiden aus Deutschland stammenden Krupps-Geschütze (ein Zwillings-Turm mit 305 mm Rohrdurchmesser, welcher 445-kg-Projektile 23 Kilometer weit schiessen kann, und ein Turm mit zwei 190-mm-Rohren für Schussdistanzen von 200 Metern bis 18 Kilometer).

Das Bollwerk wurde 1908 gebaut, um den Hafen und die Strände von Rio de Janeiro gegen Angreifer auf dem Seeweg zu verteidigen.   Den einzigen Ernstfall erlebte die Festung allerdings nicht im gewollten Sinne: 1922 begann eine Reihe von Offiziersrevolten, welche schliesslich 1930 in der brasilianischen Revolution gipfelten. Und eine dieser Revolten ging von eben dem "Forte de Copacabana" aus. Dabei lieferten sich die Aufständischen ein längeres Feuergefecht mit zwei Kriegsschiffen der loyalen Marine, bevor sie sich der Übermacht ergeben mussten.







Nein vielmehr wird in Rio morgen Freitag, 28. Februar 2014 offiziell  der Startschuss für den Karneval gegeben. Doch bereits während unseres Ausflugs zum trutzigen Felsen zwischen den Stränden von Copacabana und Ipanema entdeckten wir die ersten Anzeichen der aufkochenden Karnevalsstimmung.









Ah ja, der Strand von Ipanema gefällt uns übrigens klar besser als jener der Copacabana: Er ist weniger riesig, weniger stark frequentiert und wird (weil gegen Süden statt gegen Osten liegend) auch am späteren Nachmittag noch von der Sonne bestrahlt. Zudem sind die Quartiere des eher elitären Stadtteils nicht gar so dicht besiedelt wie jene der "Copa". Am Karneval indes soll in Ipanema umso mehr die Post abgehen


Dienstag, 25. Februar 2014

Quartierbummel


Das Santa Teresa Quartier, wo wir während unseres Rio-Aufenthaltes logieren, liegt auf einem Hügel und unterscheidet sich stark von andern Stadtteilen: eine Oase der Ruhe und Sicherheit mit Villen und kleinen Mehrfamilien-Häusern, mit schmalen, steilen Strassen, zum Teil gepflästerten. Zur Zeit, als Rio Brasiliens Hauptstadt war, scharten sich hier ausländische Botschaften. Noch heute befindet sich das Schweizer Konsulat nur wenige hundert Meter von unserem Logis entfernt.
















Neben gut situierten Villenbesitzern – ein stattliches Anwesen kann da schon mal umgerechnet 1,5 bis zwei Millionen Schweizer Franken kosten! – haben sich hier Auswanderer und Künstler angesiedelt. Zahlreiche kleine Bars und Restaurants runden den touristisch interessanten, multikulturellen Anstrich des Quartiers ab.










Mit dem Santa Teresa-Quartier eng verbunden ist die Bonde, die letzte Strassenbahn von Rio de Janeiro, welche bis 2011 vom Zentrum aus mit zwei Linien den Hügel erschlossen hat. Genauer gesagt bis am 28. August 2011, als einer dieser offenen Triebwagen bei der Talfahrt aus den Schienen sprang und nach dem hangseitigen Aufprall umkippte. Katastrophale Wartungsmängel und Überlast sollen gemäss Polizeiuntersuchung zu diesem Unfall mit 6 Todesopfern und 56 Verletzten geführt haben.
















Der Betrieb wurde sofort eingestellt und durch drei Minibuslinien ersetzt. Doch lautstarker Protest der Anwohner, welche ihren "Bondhino", ihr Bähnchen wiederhaben wollen, veranlassten die Behörden zu umfangreichen Sanierungsmassnahmen am Gleisbett. Mit neuem, aber optisch ursprünglich belassenem Rollmaterial soll der
"Bondhino" im Juni 2014 wieder den Betrieb aufnehmen. Doch im Moment ist das Schienennetz noch eine riesige Baustelle, und auch das Museu do Bonde ist geschlossen. Uns blieb nur ein Blick von einer Terrassenbar auf das Depot mit den stillgelegten Bahnwagen.




Montag, 24. Februar 2014

Sonntag im Garten


Nicht an die vollen Strände, sondern in den botanischen Garten am Fuss des Corcovado hat es uns am Sonntag hingezogen.


















Auf einer Fläche von über 140 Hektaren beherbergt der 1808 gegründete Jardim Botanico rund 6500 tropische Pflanzenarten, darunter auch etliche vom Aussterben bedrohte. Er wurde deshalb von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt.


 




Die 128 gigantischen Palmen in der Hauptallee stammen zum Teil noch aus der Zeit der Gründung, sind also rund 200 Jahre alt.







Teiche mit Seerosen und grossen Fischen sowie Bäche mit Wasserfällen sorgen für einen abwechslungsreichen Spaziergang.












 






Zu den Hauptattraktionen gehören daneben grosse Sammlungen an Orchideen, Kakteen und Bromelien.

Freitag, 21. Februar 2014

Zuckerhut und Megastrand


Mit der in zwei Sektionen gegliederten Luftseilbahn, welche auf das Jahr 1912 zurückgeht und in den Jahren 1972 und 2008 jeweils grundlegend modernisiert worden ist, haben wir nun auch den zweiten Hausberg von Rio, den 395 Meter hohen Pao de Açucar erklommen. Der Name, der übersetzt soviel heisst wie Zucker(brot)laib, oder zu gut Deutsch eben Zuckerhut, lehnt sich an die typisch steilwandige Form dieses Glockenbergs an. Eine Form, welche nur unter tropischen Klimabedingungen durch schalenartige Abschuppung von grobem Gneis entsteht.





Die dichte Vegetation auf der Bergkuppe ist Heimat zahlreicher Tierarten von putzigen Schwarzpinseläffchen bis hin zu grossen schwarzen Geiern.




Dem Corocvado entgegengesetzt, bietet der Zuckerhut ganz neue Blickwinkel auf die verschiedenen Stadteile von Rio de Janeiro. Von hier aus erkennt man gut die enormen Ausmasse der Stadt, die es einem fast unmöglich machen, mit dem ÖV mehr als einen Teil pro Tag zu erkunden.





Zum Beispiel Copacabana mit dem riesigen vier Kilometer langen und rund hundert Meter breiten Sandstrand, der vom Zuckerhut aus wie eine weisse Sichel aussieht. 



Doch aus der Nähe mussten wir feststellen, dass die famose "Copa" nicht unbedingt unser Ding ist. Gewiss, der Strand ist gigantisch, doch die Meeresströmung ist stark, der Wellengang hoch, so dass Schwimmen nicht ganz ungefährlich ist. Die breite Strandpromenade mit dem berühmten Muster ist von einer sechsspurigen intensiv befahrenen Strasse gesäumt. Dahinter die grossen Paläste der Viersterne-Hotels und Appartementhäuser.

Gewiss, das Angebot an Bars, Restaurants und Veranstaltungslokalen ist enorm,  doch wer nicht das Glück einer Unterkunft auf die Beachfront hinaus hat, muss mit der Sicht in eine enge, laute Häuserschlucht des am dichtesten besiedelten Stadtteils von Rio vorlieb nehmen. Da loben wir uns unsere Wohnung im ruhigen Santa Teresa-Quartier!


Mittwoch, 19. Februar 2014

Der Berg ruft







Nachdem sich das Wetter nach zwei eher regnerischen Tagen wieder gebessert hat, besuchten wir Rios Ausflugsziel Nummer 1, den 710 Meter hohen Berg Corcovado, der gekrönt wird von der mit 30 Metern Höhe und 28 Metern Armspannweite grössten Christus-Statue der Welt. Cristo Redentor (Christus, der Erlöser) sollte 1922 anlässlich der 100jährigen Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal errichtet werden. Wegen Finanzierungsproblemen fand die Einweihung allerdings erst 1931 und nur dank der Unterstützung durch Frankreich und den Vatikan statt.











Die Fahrt mit der offenbar permanent voll ausgelasteten Zahnradbahn dauert rund eine halbe Stunde durch den Urwald des Tijuca-Nationalparks. Zuvor muss man allerdings sogar wochentags mit einer Stunde Wartezeit rechnen.


Entsprechend eng geht es dann auf dem Gipfel zu und her. Mit Mühe und Not haben wir es auch noch auf die Aussichtsplattform geschafft, von der aus man einen fantastischen Ausblick auf die stark verästelte und verzweigte Stadt von der Zona Norte über Centro, Botafogo, Copacabana und Ipanema bis Leblon und natürlich auf Rios zweiten Hausberg, den Zuckerhut, geniesst.