Mittwoch, 26. November 2014

Paradies am A... der Welt

Die Idee, mit einem Mietwagen von Mexico nach Guatemala zu fahren, hat so seine Tücken. Erstens erstreckt sich der Versicherungsschutz – trotz offizieller Bewilligung zur Fahrt nach Belize und Guatemala – nur auf das mexikanische Staatsgebiet. Und prompt hat uns ein (besoffener?) Nachtschwärmer an unserem vor dem Hotel in Flores parkierten Panda einen deftigen Parkschaden hinterlassen.











Und zweitens ist der Strassenzustand hier eine diametral zweiteilige Angelegenheit. Da sind einerseits die Asphaltstrassen, die perfekter fast nicht sein könnten, andererseits die Naturstrassen, die eher mit trockenen Bachläufen als mit einem Verkehrsweg zu vergleichen sind. Und Strassenkarten, auf denen dieser Unterschied sichtbar ist, gibt es kaum. Auf Google-Maps kann man sich diesbezüglich ebensowenig verlassen wie auf die papierene Strassenkarte von „Reise Know-how“. Unser Garmin-Navi kennt sich in Guatemala ebenfalls kaum aus.











So stossen wir in etwas mehr als vier Stunden über 200 Kilometer weit von Flores bis 50 Kilometer vor unser Ziel in Lanquin vor, und das trotz etlicher Polizei-Checkpoints und einer Flussüberquerung mittels einer von Aussenbordmotoren angetriebenen Fähre. Doch danach folgt eine Passstrasse vom Typ Bachbett, die uns rund drei Stunden härtesten fahrerischen Kampf abverlangt.













Vor den letzten zehn Kilometern nach Semuc Champey lassen wir unseren Panda mit seiner geringen Bodenfreiheit auf Anraten unseres Gastwirts sogar in Lanquin zurück und werden nach einheimischer Art stehend auf der Ladebrücke eines 4x4-Pick-up zum Ziel geshuttelt.



































Greengo's Hotel in Semuc Champey wird von einem ausgewanderten Israeli geleitet und besteht aus mehreren originellen Holzhütten direkt an den rauschenden Stromschnellen eines kleinen Flusses.

Der wahre Grund, an diesen A... der Welt zu reisen eröffnet sich jedoch in dem wenige hundert Meter entfernten üppig tropisch bewaldeten Seitental. Hier fliesst der Rio Cahabon zum Teil unterirdisch und gibt dabei eine Kalkbrücke frei, in welcher sich auf fünf Stufen zahlreiche natürliche türkis- bis smaragdgrüne Pools gebildet haben. Wer wie wir zuvor in einer eineinhalbstündigen Kletterpartie den Aussichtspunkt erklommen hat, kann sich danach in einem dieser Naturpools von den Strapatzen erholen.


Bevor wir das entlegene Lanquin-Tal wieder verlassen und aufgrund von Tipps unseres Gastgebers zum Zustand der Strassen auf einer modifizierten Route zu unserer nächsten Station, dem Lago de Atitlan, fahren, besuchen wir noch die Grutas de Lanquin. Dies ist ein gigantisches Höhlensystem von insgesamt rund 175 km Länge. Einfach zugänglich und beleuchtet sind jedoch nur die ersten paar hundert Meter – für uns mässig Wanderfreudige reichts allemal.



Samstag, 22. November 2014

Tempel im Urwald

Das Regenwetter liess uns gestern den geplanten Ausflug zu den Maya-Ruinen von Tikal ein weiteres Mal verschieben. Stattdessen liessen wir uns per Boot auf die Museums-Insel übersetzen. Hier hat die lokale Radiostation ihr Studio und ihre Sendeanlage und hier befindet sich das Minimuseum des sammelwütigen Inselbesitzers, das von Ausgrabungen aus der Maya-Zeit bis zu Exponaten aus der (elektro-)technischen Pionierzeit reicht.













Heute nun war es soweit trocken, dass wir in den Nationalpark von Tikal aufbrechen konnten. Hier, mitten im dichten Dschungel, wo sich Pumas, Affen, Tukane und stechfreudige Moskitos gute Nacht sagen, befindet sich – weit verstreut – die wohl grösste Maya-Kulturstätte der Welt, seit 1979 Teil des UNESCO-Weltkulturerbes.



Auf 16 Quadratkilometer wurden mehr als 3000 Baustrukturen aus der Zeit zwischen 600 v. Chr. bis 850 n. Chr. entdeckt, darunter sechs monumentale bis zu 65 Meter hohe Pyramiden-Tempel, welche über die Baumkronen hinausragen, drei Akropolen und eine Vielzahl von Altären, Stelen, Prunkgräber, Schwitzbäder etc. Aus einer Besichtigung wird so schnell einmal eine vier- bis fünfstündige Wanderung mit viel Treppensteigen.





Donnerstag, 20. November 2014

Bienvenido en Guatemala oder eine Stadt säuft ab

Schon wieder ein Grenzübertritt! Diesmal von Belize nach Guatemala. Auch nach Hunderten von solchen Ausreise/Einreise-Prozedere, die wir im Laufe unserer jahrzehntelangen Reiseaktivitäten bereits erfolgreich bewältigt haben, das mulmige Gefühl ist jedesmal wieder mit dabei. Doch auch diesmal ging es zwar mit viel Bürokratie und haufenweise Gebühren aber eigentlich ohne Probleme vonstatten. Bei der Ausreise aus Belize wurde eine Ausreise-Gebühr fällig und die im Pass eingetragene temporäre Fahrzeug-Importbewilligung musste wieder ausgestempelt werden.

Nun die Einreise nach Guatemala. Wieder eine Fahrt durch eine Fahrzeug-Desinfektionsanlage, die aussieht wie eine Autowaschstrasse –  gebührenpflichtig versteht sich. Pässe stempeln mit Einreisegebühr. Dann wird die notariell beglaubigte Erlaubnis der Autovermietung geprüft, eine Importgebühr muss bezahlt werden, man erhält einen Kleber an die Frontscheibe und eine Importbescheinigung, die beim letzten Checkpoint nochmals gestempelt wird. Schliesslich muss noch der Brückenzoll für die Fahrt über den Grenzfluss berappt werden.

Wir sind in Guatemala – und es regnet wie aus Kübeln. Dennoch erreichen wir unsere erste Station, die auf einer Insel gelegene Stadt Flores bereits nach eineinhalb Stunden Fahrzeit. Ein schmuckes Städtchen mit der Kirche auf dem höchsten Punkt. Als Taxis fungieren Tuk-Tuks, Vespa-Dreiräder wie in Indien oder Südostasien. Nur schade dass die rund umlaufende Promenade auf der einen Seite der Insel bereits seit den verheerenden Unwettern im Herbst 2013 (!) komplett unter Wasser steht.


Unser Hotel steht gleich an der Ecke, wo die Überflutung beginnt. Vom schönsten Zimmer des Hauses aus geniessen wir einen herrlichen Blick auf den See und die versunkene Strasse.


Nun sollte nur noch das Wetter besser werden, damit wir den geplanten Besuch der angeblich eindrucksvollsten aller Maya-Ruinen im Tikal-Nationalpark ohne Regenjacke und Schirm geniessen können.



Montag, 17. November 2014

Von Mexico nach Belize


Nach einem letzten Sonnenbad am Strand von Akumal haben wir uns am Donnerstag vorerst einmal vom Meer verabschiedet und sind mit einem Zwischenstopp in Chetumal, direkt an der Grenze, nach Belize weitergereist.

Grenzübertritt nach Belize, der ehemaligen Kolonie Britisch Honduras, ist – insbesondere mit einem mexikanischen Mietwagen –  kompliziert. Man muss die Erlaubnis des Viermieters für die Fahrt ins Ausland vorlegen, eine separate Haftpflichtversicherung abschliessen, das Fahrzeug an einer speziellen Station desinfizieren lassen, dann das ganze Gepäck ausladen und im Zollgebäude aufreihen. Das Fahrzeug wird im Pass des Fahrers eingetragen und mit etwas Glück und rund 100 Franken leichter (soviel kosten mexikanische Ausreise-Gebühr, Versicherung für Belize und das Desinfizieren des Autos) ist man nach gut einer Stunde wieder unterwegs Richtung Süden.

Ah ja, mexikanisches Bier dürfte man eigentlich auch nicht importieren – unsere vier Dosen blieben aber schliesslich trotz wahrheitsgetreuer Deklaration im Gepäck. Das einheimische Bier ist staatlich monopolisiert und klar teurer als in Mexico, wie fast alles andere in den von Chinesen dominierten Supermärkten und ebenso das Benzin. Keine Ahnung weshalb, denn Lebensstandard und Infrastruktur sind hier nicht besserr als im grossen nördlichen Nachbarland.















Belize ist vor allem bekannt für seine  Strände und die für Taucher paradiesischen vorgelagerten Korallenriffe. Diese sparen wir uns für die Zeit nach unserem Abstecher nach Guatemala auf. Zuerst geht‘s also nach San Ignacio, wenige Kilometer von der guatemaltekischen Grenze entfernt,  wo wir drei Tage in  einem nach typischer Belize-Art auf Holzpfählen aufgestelzten Haus mitten in einem tropischen Garten logieren.


 





San Ignacio selbst ist ein lebhaftes, multikulturelles Städtchen am Macal River. Über diesen schwingt sich die einzige Hängebrücke des Landes, eine einspurige Mini-Ausführung der New Yorker Verrazzano-Bridge.




Und in der Umgebung lassen sich diverse Maya-Stätten besichtigen. Wir besuchen die Anlage von Xunantunich, nach dem wir mit unserem Panda mit einer handbetriebenen Fähre (kostenlos!) den Mopan-River überquert haben.











Die sehr fotogene Maya-Stätte Xunantunich wird dominiert von dem grossen pyramidenförmigen El Castillo, von dessen Spitze man eine phantastische Sicht auf die umliegenden Landstriche geniesst. Nur nicht erschrecken, wenn plötlzlich der drachenartige Kopf eines Leguans hinter einem Mauervorsprung auftaucht.