Heute haben wir nun den historischen Stadtkern von Salvador besucht, den Pelourinho, was soviel heisst wie der Pranger. Hier fand bis 1835 regelmässig der Sklavenmarkt statt, und hier stand bis 1888 eben ein Schandpfahl, an welchem vor allem Sklaven öffentlich ausgepeitscht, aber auch Kleinkriminelle zur Schau gestellt wurden. Später verkam der geschichtsträchtige Stadtteil zu einer üblen Favela, bis erst 1991 eine umfangreiche Restauration begann. Heute ist der Pelourinho nicht nur das Touristenmagnet Nummer 1 von Salvador.
In diesem Quartier haben sich mittlerweile viele Künstler wie Filmemacher, Musiker, Maler oder Schriftsteller angesiedelt. Und hier sieht man noch Baina-Frauen in den traditionellen weiten Röcken – ein typisch afrikanisches Erbe.
Hier steht mit der blau getünchten Kirche Igreja Nossa Senhora do
Rosario dos Pretos eine der schönsten von rund 170 Kirchen
Salvadors. Sie wurde 1704-1796 von Sklaven und freigelassenen Afrikanern
gebaut, da die Schwarzen die Kirchen der Weissen entweder gar nicht
betreten oder an Gottesdiensten nur hinten stehend
teilnehmen durften. Interessant: Heiligenfiguren schwarzer
Hautfarbe in den Seitenaltären.
Eine paar Schritte entfernt steht eine weitere kirchliche
Sehenswürdigkeit: die Igreja Sao Francisco im Barock-Stil mit ihrem
prachtvollen, reichlich Blattgold-verzierten Inneren und handgemalten
Kachel-Kunstwerken (Azulejos).
Nach einer Verschnaufpause auf der Praça da Sé haben wir den kostenlosen
Lift von der Oberstadt Cidade Alta zum tiefergelegenen Hafengebiet
Cidade Baixa (Unterstadt) genommen, um dort den Besuch des
sagenumwobenen Mercado Modelo nachzuholen.
Das Gebäude, das heute einen labyrinthartige Kunsthandwerkermarkt mit 263 Ständen auf zwei Stockwerken beherbergt, welche vor allem vom Verkauf von Souvenirs an Touristen leben, geht ursprünglich auf das Jahr 1861 als dritte Zollabfertigung (Alfândega) zurück. Nach 1912 fungierte das Gebäude als städtische Markthalle, wurde seither aber fünfmal durch Brände beschädigt oder komplett zerstört, letzmals 1984.
Der anschliessende Neubau erfolgte nach den ursprünglichen Plänen der Alfândega. Dabei wurden alte Kellergewölbe wiederentdeckt. Diese waren aber nie, wie Legenden behaupten, ein Verlies für ankommende Sklaven, die dort an Ringen in den Wänden angekettet knietief im Wasser gestanden haben. In Wirklichkeit sollten hier verderbliche Lebensmittel gelagert werden. Doch die Fehlkonstruktion litt unter permanentem Wassereinbruch.