Freitag, 31. Januar 2014

Von Affen, Pferden und Wasserspielen

Auf der Ilha de Tinharé gibt es viel zu entdecken. Nachdem der Schreiber dieser Zeilen seine Fussverletzung, ärztlich abgesegnet, überwunden hat und wieder marsch- und schwimmtauglich ist, geniessen wir nicht nur längere Badeaktivitäten im hier sehr ruhigen Meer, sondern gehen auch auf Entdeckungstouren in die nähere Umgebung.

Zum Beispiel auf die Anhöhe der nahe unseres Hauses aufragende Felsklippe, von welcher man eine tolle Aussicht über die Meerenge und das Dorf Gamboa geniesst.














Und zum Wasserfall Fonte do Céu, den wir aber auf recht abenteuerlichen Dschungelpfaden mit einigen Kletterpartien zugegebenerweise nur mit Hilfe eines Einheimischen fanden.





Um die hier heimischen putzigen Makakenäffchen anzutreffen muss man allerdings nicht weit gehen, die kommen gleich bis in unseren Garten. Sogar ein (ausgebüchstes?) Pferd war mal der Meinung, vor unserem Haus wachse das saftigste Gras.







Wasser-"spiele" der etwas besonderen Art gibts ebenfalls nicht nur im Busch: Vorgestern abend hatten wir auf einmal kein fliessendes Wasser mehr. Ein Bekannter unserer Vermieterin, welche selbst nicht vor Ort, sondern auf den kanarischen Inseln wohnt, fand heraus, dass der Wassermangel die Folge eines Nachbarschaftsstreits ist. Der Besitzer der Pension von nebenan, zu uns vordergründig immer zuvorkommend und freundlich, zapfte heimlich das zu unserem Haus gehörende Wasserreservoir an und zweigte so rund 10000 Liter ab. Ein Stopfen auf der Innenseite des Tanks setzt dem Treiben nun ein Ende – wir haben wieder Wasser.


Mittwoch, 29. Januar 2014

Camping Tropical




Jawohl, in Gamboa gibt es – direkt am Strand – sogar einen Campingplatz. Etwas, das man in Brasilien sonst nur selten sieht.
















Wir konnten es uns nicht verkneifen, ein bisschen "Werkspionage" zu betreiben, und waren erstaunt über den guten Ausstattungs-Standard und die blitzsauberen Toiletten und Duschen.

Sonntag, 26. Januar 2014

Auf dem Seeweg

Die Ilha de Tinharé ist die grösste von drei Inseln, welche südwestlich von Salvador da Bahia weniger als einen Kilometer vom Festland entfernt sind, getrennt nur durch kanalartige Meeresarme. Die Inseln sind von tropischem Urwald überwuchert und von traumhaften Sandstränden gesäumt. Auf Tinharé (23 Kilometer lang und im Norden 14 Kilometer, im Süden 5 Kilometer breit)  gibt es nur im Nordosten zwei grössere Ortschaften: Morro de Sao Paulo und Gamboa de Morro. Zwischen diesen beiden Ortschaften, etwa auf halber Distanz, befindet sich die Praia d'Argila, wo wir derzeit unser Domizil aufgeschlagen haben.




Der Verkehr hier wickelt sich grösstenteils auf dem Seeweg ab, da es, abgesehen von ein paar gewerblichen Traktoren, kommunalen Geländewagen und Motorrädern der Polizei, keinerlei motorisierten Strassenverkehr gibt. Die Überfahrt von Salvador erfolgt mit einem Katamaran zum Hafen von Morro.




Morro ist der touristische Schwerpunkt mit vier grossen Stränden sowie unzähligen Pensionen und Restaurants. Ja, es gibt sogar Taxis. Das sind Schubkarren, mit denen das Gepäck der Touristen vom Hafen zur Unterkunft bugsiert wird. Den Touristen selbst bleiben jedoch nur Schusters Rappen.


















 


Die Weiterfahrt nach Gamboa, auf die anderen Inseln oder auch nach Valença auf dem benachbarten Festland erfolgt mit lokalen Holzbooten, welche hier die Funktion von Bussen und Taxis übernehmen.





















In Gamboa trifft man viel weniger Touristen. Hier sind in erster Linie die Einheimischen zuhause, die zum Teil in der Touristenhochburg Morro ihr Einkommen haben.












Wir selbst sind dem Strand entlang in 20 Minuten zu Fuss im Supermarkt. Wenn wir einen Einkauf über 100 Reais (40 Franken) tätigen wird die Ware per Traktor oder Schubkarre ins Haus geliefert.

 


Auch Morro erreichen wir in einem rund halbstündigen Spaziergang, allerdings nur bei Ebbe. Bei hochstehendem Wasser versperren mehrere felsige Vorsprünge den Weg.

Freitag, 24. Januar 2014

Reif für die Insel



Es gibt Tage, da sollte man besser sein Bett nicht verlassen. Letzten Montag war so ein Tag für den Schreiber dieser Zeilen. Ausgerechnet an jenem Tag, als wir die grossstädtische Hektik der vergangenen Aufenthaltsorte endlich gegen die unbeschwerte Ferienstimmung auf der Insel Ilha da Tinharé eintauschen wollten.
Erstes Corpus Delicti: unser mindestens 25 Kilo schwerer Rollkoffer. Zuerst fährt er dem Taxichauffeur über den Fuss, dann fällt er dem Schreibenden auf den zweiten linken Zeh. Der Taxichauffeur mit Halbschuhen kam glimpflich davon, der Schreibende in Flipflops hingegen hat einen arg gequetschten Zeh mit abgerissenem Nagel – ein Fall für die Notfallstation in Gamboa, dem zweitgrössten Ort auf der paradiesischen Tropeninsel. Täglich Verband wechseln lassen und 10 Tage kein Wasser! Und das ausgerechnet hier, wo wir erstens vor allem baden wollten und zweitens sowohl nach Gamboa wie in den Hauptort Morro de Sao Paulo immer rund 20 Minuten zu Fuss gehen müssen. Taxis oder Busse gibt es auf dieser verkehrsfreien Insel nur auf einer Route: zwischen Morro und dem Flugplatz.

Zweites Corpus Delicti: die Speicherkarte unseres kleinen Pocket-Fotoapparates. Wegen der Fussverletzung hat der Schreibende und Fotografierende zur Dokumentation unserer Ankunft mit dem Katamaran von Salvador im Hafen von Morro sowie des Transfers von Morro zu unserer Unterkunft mit einem kleinen Taxiboot auf das handlichere Knipsgerät zurückgegriffen. Doch die Fotos liessen sich nicht mehr komplett auf den Computer runterladen. Erst eine Neuformatierung der Speicherkarte sorgte für Abhilfe, doch damit waren die Bilder unserer Ankunft endgültig weg. Wir werden bei nächster Gelegenheit die verlorengegangenen Motive nachschiessen und hier zeigen.


Drittes Corpus Delicti: ein dreiteiliges Klappfenster im Badezimmer unserer schön gelegenen, aber schon sehr rustikalen und insgesamt ziemlich renovationsbedürftigen Unterkunft (ohne Klimaanlage, ohne Ventilator, ohne Mikrowelle, ohne Kaffemaschine, vorerst ohne Internetverbindung und grösstenteils auch ohne Handyempfang). Das Teil liess sich nicht richtig schliessen, als pünktlich um fünf Uhr nachmittags der grosse Moskitoangriff einsetzte. Beim Nachhelfen mittels eines sanften Faustschlages ging die Scheibe in Brüche, was dem Schreibenden gleich nochmals zwei, allerdings harmlose, Schnittverletzungen bescherte.















Wie sich später herausstellte, ist der Kampf gegen die Mücken hier aber ohnehin ein verlorener. Draussen wie drinnen ist alles verseucht. Der einzige einigermassen mückenfreie Raum sind die Betten unter den Moskitonetzen.






Somit waren wir erst recht reif für die Insel. Soviel Pech lässt sich nur mit einem Caipirinha runterspülen. Das tropische Blümchen gabs obendrein als Dekoration. Immerhin funktioniert in der benachbarten Pousada mittlerweile das Internet wieder, und damit sind auch wir wieder online. Prost!

Samstag, 18. Januar 2014

Shopping, Strand und Strassenküchen



Die letzten Tage in Salvador da Bahia verbrachten wir, gemischt mit weiteren Abenteuern des brasilianischen Busfahrens, mit einem Einkaufsbummel durchs Shoppingcenter Iguatemi (frau hat günstige neue Hotpants, Sandalen und Wickeltücher erstanden, mann hat nach neuem Rasierapparat Ausschau gehalten, aber noch keinen gefunden).







Oder mit einem wegen Überbelegung abgebrochenen Versuch des Sonnenbadens an einem nahe unserer Unterkunft gelegenen Strand.





















Nicht zuletzt mit dem Genuss von Acarajé in Garküchen am Strassenrand. Acarajé ist ein Gericht, welches vor allem hier in Salvador heimisch ist. Die von typischen Baina-Frauen angebotenen Feuerbällchen bestehen aus geschälten und gemahlenen Augenbohnen, die mit Shrimps vermischt in Palmöl frittiert und in zahlreichen Varianten mit scharfen Shrimpsaucen gegessen werden. Seinen Ursprung hat das Rezept in Westafrika. In Nigeria, Ghana, Togo und Benin wird es unter verschiedenen Namen ebenfalls zubereitet.


Nun bewundern wir einen letzten Sonnenuntergang auf die von regem Schiffsverkehr geprägte Bucht von Salvador, bevor wir am Montag auf die Insel Ilha de Tinharé überwechseln. Auf diesem autofreien Eiland wollen wir uns vor allem dem Baden und Sonnenbaden widmen. Mangels WiFi in unserer Unterkunft werden wir für drei Wochen nur noch sporadisch online sein. Und entsprechend dürften die Posts in diesem Blog wohl mit etwas grösseren Abständen veröffentlicht werden.





Dienstag, 14. Januar 2014

Auf dem Sklavenmarkt

Heute haben wir nun den historischen Stadtkern von Salvador besucht, den Pelourinho, was soviel heisst wie der Pranger. Hier fand bis 1835 regelmässig der Sklavenmarkt statt, und hier stand bis 1888 eben ein Schandpfahl, an welchem vor allem Sklaven öffentlich ausgepeitscht, aber auch Kleinkriminelle zur Schau gestellt wurden. Später verkam der geschichtsträchtige Stadtteil zu einer üblen Favela, bis erst 1991 eine umfangreiche Restauration begann. Heute ist der Pelourinho nicht nur das Touristenmagnet Nummer 1 von Salvador.




















In diesem Quartier haben sich mittlerweile viele Künstler wie Filmemacher, Musiker, Maler oder Schriftsteller angesiedelt. Und hier sieht man noch Baina-Frauen in den traditionellen weiten Röcken – ein typisch afrikanisches Erbe.


Hier steht mit der blau getünchten Kirche Igreja Nossa Senhora do Rosario dos Pretos eine der schönsten von rund 170 Kirchen  Salvadors. Sie wurde 1704-1796 von Sklaven und freigelassenen Afrikanern gebaut, da die Schwarzen die Kirchen der Weissen entweder gar nicht betreten oder an Gottesdiensten nur hinten stehend teilnehmen durften. Interessant: Heiligenfiguren schwarzer Hautfarbe in den Seitenaltären.













Eine paar Schritte entfernt steht eine weitere kirchliche Sehenswürdigkeit: die Igreja Sao Francisco im Barock-Stil mit ihrem prachtvollen, reichlich Blattgold-verzierten Inneren und handgemalten Kachel-Kunstwerken (Azulejos).
 

Nach einer Verschnaufpause auf der Praça da Sé haben wir den kostenlosen Lift von der Oberstadt Cidade Alta zum tiefergelegenen Hafengebiet Cidade Baixa (Unterstadt) genommen, um dort den Besuch des sagenumwobenen Mercado Modelo nachzuholen.







Das Gebäude, das heute einen labyrinthartige Kunsthandwerkermarkt mit 263 Ständen auf zwei Stockwerken beherbergt, welche vor allem vom Verkauf von Souvenirs an Touristen leben, geht ursprünglich auf das Jahr 1861 als dritte Zollabfertigung (Alfândega) zurück. Nach 1912 fungierte das Gebäude als städtische Markthalle, wurde seither aber fünfmal durch Brände beschädigt oder komplett zerstört, letzmals 1984.



Der anschliessende Neubau erfolgte nach den ursprünglichen Plänen der Alfândega. Dabei wurden alte Kellergewölbe wiederentdeckt. Diese waren aber nie, wie Legenden behaupten, ein Verlies für ankommende Sklaven, die dort an Ringen in den Wänden angekettet knietief im Wasser gestanden haben. In Wirklichkeit sollten hier verderbliche Lebensmittel gelagert werden. Doch die Fehlkonstruktion litt unter permanentem Wassereinbruch.