Wir sind in Vietnam. Ohne dass wir es gemerkt hätten, haben wir auf der Fahrt den Mekong runter die Grenze passiert. Die Reiseleitung an Bord hat die Aus- und Einreiseformalitäten ohne irgend eine Kontrolle erledigt. Anders als in Thailand und Kambodscha, wo man in Sanskrit schreibt, haben die Vietnamesen 1945 offiziell von der chinesischen zu der seit dem 16. Jahrhundert parallel angewendeten lateinischen Schrift gewechselt. Verstehen tun wir trotzdem nichts.
Chau Doc
Erste Station ist Chau Doc mit zahlreichen schwimmenden Fischfarmen, wo in Käfigen unter dem Haus Pangasius und Tilapia nicht zuletzt für den Export gezüchtet werden.
Hier lebt in Stelzenhäusern auch eine grössere Gemeinde der Cham. Vor einem Jahrtausend die grossen Gegenspieler der Khmer über die Vorherrschaft in Südostasien, stellen sie heute in Vietnam nur noch eine kleine, streng islamische Minderheit, welche für ihre Webereien bekannt ist.
Interessant: Anhand von Markierungen an der Stelze eines Hauses sieht man die von Jahr zu Jahr stark schwankenden Wasserhöchststände am Ende der Regenzeit.
Buddhismus ist auch hier die verbreitetste Religion, allerdings in der chinesischen Auslegung und gemischt mit viel Aberglaube sowie lokalen Schutzheiligen.
Auf einem 230 Meter hohen Hügel mit toller Aussicht über die umliegenden Reisfelder steht das Heiligtum einer solchen Schutzpatronin.
Fisch wird hier in rauhen Mengen gesalzen und eingelegt in Honig verkauft.
Während der Verkehr hier wie überall im Land grösstenteils aus Rollern besteht kann man sich auch per Velorikscha chauffieren. lassen.
Sa Dec, Vinh Long, Cai Be
Zuerst besuchen wir die Kleinstadt Sa Dec, die nicht nur einen quirligen Markt beherbergt, wo bis hin zu Rattenfleisch alle vietnamesischen Leckerbissen feil geboten werden.
Hier befindet sich der originale Schauplatz der erotischen Romanze von Marguerite Duras, welche 1929 als 15-jährige eine Affäre mit einem wohlhabenden Chinesen hatte.
Die Story erschien 1984 als Autobiografie in Buchform und wurde 1992 unter dem Titel „The Lover“ verfilmt. Nachfolgend ein paar Ausschnitte:
Vinh Long ist eine Insel mitten im Mekong-Delta, deren Boden besonders fruchtbar und für den Früchteanbau geeignet ist. Wir besuchen eine Gärtnerei, die Setzlinge aller hier heimischen Fruchtpflanzen anbietet, von der riesigen Jackfruit bis zum zierlichen Wasserapfel ...
... anschliessend eine Ziegelei mit acht riesigen Brennöfen nicht nur für Backsteine, sondern auch für Töpfe und Gartenfiguren. Interessant: die Brennöfen werden mit Reis-Spreu befeuert, die Asche wiederum wird auf den Reisfeldern als Dünger ausgestreut.
Auf dem Süsswaren-Markt von Cai Be schliesslich werden Popreis-Waffeln, Kokoscaramel-Bonbons und Reis-Schnaps frisch produziert. Letzeren gibt es auch als Snakewine mit eingelegter Kobra.
Und wer sich traut, dem wird gleich noch eine ausgewachsene Boa auf die Schultern gelegt.
Thoi Son Island, My Tho
Zwar ist die Schildkröten-Insel heute mit einer modernen Hängebrücke erschlossen, verbirgt unter ihrem dicken Bewuchs mit Wasserkokospalmen aber noch immer ein Netz von natürlichen Kanälen, die sich per Paddelboot erkunden lassen.
In der aufstrebenden Hafenstadt My Tho bestaunen wir in der Vinh Trang Pagoda drei riesige Buddha-Statuen: den stehenden Buddha der Vergangenheit, den liegenden Buddha der Gegenwart und den lächelnden, wohlgenährten sitzenden (Happy-) Buddha der Zukunft.
Schliesslich besuchen wir den Tempel der Caodaisten, der hierzulande drittgrössten, aber nur in Vietnam heimischen Religionsgemeinschaft, welche alle bestehenden Weltreligionen unter einem Dach vereinigt.
Über den Cha Gao Kanal nach Saigon
Die letzte Etappe unserer Flusskreuzfahrt führt durch den dicht von Frachtschiffen befahrenen Cha Gao Kanal, bevor die Flusskreuzfahrt in der Grossstadt Saigon (oder wie sie heute heisst: Ho Chi Minh City) zu Ende geht.
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