Montag, 9. Dezember 2013

Alles im Fluss

Es war eine intensive Woche, die wir an Bord eines Expeditionsschiffes auf dem Milchkaffee-farbenen Amazonas und seinem fast schwarzen Zufluss Rio Negro verbringen durften.

Die "Amazon Clipper" entspricht dem klassischen Schiffs-Baumuster der Region, verfügt aber nicht wie die Passagierschiffe für die Einheimischen über Schlafdecks mit Hängematten, sondern über acht Kabinen mit Kajütenbetten und eigenen Nasszellen.


Sechs Kabinen und die Bordküche befinden sich im unteren Deck. Zwei Kabinen, die Bar für kühles Bier und atemberaubende Caipirinhas sowie die Speiseterrasse sind im ersten Stock hinter dem Steuerhaus des Kapitäns plaziert. Das oberste Deck ist Sonnen- und Aussichtsterrasse.

Schwarzes und weisses Wasser

Der Amazonas heisst im brasilianischen Oberlauf Rio Solimões und durchquert 300 km südlich des Äquators das im Westen von den Anden umrahmte, von tropischem Regenwald geprägte Amazonasbecken ostwärts bis zum Atlantik. Der Amazonas ist mit einer mittleren Wasserführung von 206'000 m³/s der mit Abstand wasserreichste Fluss der Erde. Dies hat er nicht zuletzt dem Rio Negro zu verdanken, der mit rund 28'400 m³/s als zweitgrösster Nebenfluss der Welt gilt.



Zusammen prägen die beiden Flüsse das Regenwaldgebiet, das nur zwei Jahreszeiten kennt: die Trockenzeit von Juli bis November und die im Dezember beginnende Regenzeit, welche bis im Juni den Wasserstand schon mal um zehn Meter oder mehr ansteigen lässt.



Strassenverbindungen gibt es hier so gut wie keine. Der Verkehr läuft vor allem auf dem Wasser ab. Deshalb gibt es hier schwimmende Tankstellen mit Shops.

Rund 10 Kilometer unterhalb von Manaus vereint sich der im Bergland von Guyana entspringende Rio Negro mit dem aus Peru kommenden Rio Solimões zum Amazonas.




Das schwarze, saure Wasser des Rio Negro und die kaffeebraunen, sedimentreichen Fluten des Rio Solimões mischen sich nur sehr langsam und fliessen deshalb lange Zeit parallel. Gründe dafür sind neben der unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung auch die um 8 Grad wärmere Temperatur des Rio Negro und die fünfmal schnellere Fliessgeschwindigkeit des Rio Solimões.



 

Fauna und Flora

Flüsse und Regenwald sind von einer reichhaltigen Fauna und Flora geprägt, die sich dem Kommen und Gehen der Wassermassen angepasst haben.








Hier gedeihen zum Beispiel Kapokbäume, die bis zu 75 Meter hoch wachsen.













Oder die Riesenseerosen Victoria Regia, deren Blätter ein Gewicht bis zu 60 Kilo tragen können.


















Hier bevölkern Schwärme von Piranhas und grosse Welse die undurchsichtigen Gewässer. Sehen kann sie nur, wer sie fischt.










Hier flattern unzählige Vogelarten durch die Lüfte: Reiher, Papageie, Tukane, Falken, Geier, Adler, Kormorane und... und... und...



Auf den zahlreichen Ausflügen mit dem motorisierten Kanu und zu Fuss konnten wir überdiese viele Kaimane, Schlangen aus der Familie der Boas, Frösche, Affen und Faultiere hautnah beobachten.


 

Stadt und Land

Schliesslich liessen wir uns davon überzeugen, dass nicht nur die 1957 zur Freihandelszone erklärte Stadt Manaus mit ihrem emsigen Hafen den Brasilianer eine funktionierende Lebensgrundlage bietet.
 

Dies gilt ebenso für zahlreiche Gemeinden am Amazonas, welche mit einem modernen Schulsystem ausgerüstet sind.



Zudem wird die indianische Urbevölkerung am Rio Negro mehr und mehr vom Staat geschützt und mit einer sinnvollen Infrastruktur unterstützt.





Mit dem Anbau und der aufwändigen dreistufigen Verarbeitung der Maniok-Knolle bestreitet sie zur Hauptsache ihren Lebensunterhalt.



Lichtspiele vor der Dunkelheit

Mit etwas Glück beschenkte uns das wechselhafte aber immer tropisch feuchtheisse Klima nach dem täglichen Gewitter dann und wann mal mit einem farbintensiven Sonnenuntergang,




bevor wir ein letztes Mal unter der 2011 eröffneten 3,5 Kilometer langen Schrägseilbrücke durchfuhren, welche Manaus mit der südlich gelegenen Kleinstadt Iranduba und 30 weiteren Gemeinden verbindet.

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